Bei der „KURSK“ gab es zwischenzeitlich weniger Aktivitäten. 1999 und 2000 ist das USchiff bei Seepatrouillen im Nordatlantik
beobachtet worden. Ende Juli, Anfang August 2000 lief die „KURSK“ aus ihrem Stützpunkt wiederum aus, um ein befohlenes Planquadrat in der Barentssee zu erreichen. Am 12.08.2000, um 11.38 Uhr ereignete sich die
Katastrophe: zwei Explosionen erschütterten den Rumpf des USchiffes im Bugbereich, was zu seinem sofortigen Absinken in die dortige Tiefe von ca. 108m führte. Die Besatzung wurde von dieser Detonation
augenscheinlich völlig überrascht, es konnten keinerlei Rettungs- und kaum noch Kommunikationsmaßnahmen eingeleitet werden. Durch die Wucht der Detonationswelle und das schwallartig eindringende Wasser kann davon
ausgegangen werden, dass der überwiegende Teil der Besatzung wenige Augenblicke nach dem Ereignis umkam.
Über die Ursache der Tragödie kursieren viele Spekulationen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Unglück durch die „KURSK“ selbst
verschuldet wurde, ist relativ hoch. Im Gegensatz zu der weithin verbreiteten Meinung ist die „KURSK“ nicht
in das unmittelbare Manövergeschehen eingebunden gewesen, obwohl es in der fraglichen Zeit ja in See stand. Möglich sind Waffensystemerprobungen, das USchiff lief in der fraglichen Zeit mehrfach in den Stützpunkt, um Spezialisten und Besatzungsangehörige zu wechseln. D.h., die „KURSK“ musste nicht unbedingt in einem gefechtsmäßigem Zustand fahren, was zu einer Lockerung des Bordregimes und des Verschlusszustandes geführt haben könnte. Zum Unglückszeitpunkt befanden sich zwei Experten aus einem Herstellerwerk für Torpedos an Bord. Um welche Torpedos es sich dabei handeln könnte (herkömmliche 533mm-Torpedos, 650mm-Torpedos, Raketentorpedos, SLCM oder Hochgeschwindigkeitswaffen) ist noch nicht klar. Von den 118 Mann Besatzung waren weiterhin 5 Mann Stabspersonal einschließlich des Abteilungschefs der 7. U-Bootsdivision an Bord. Seismische Stationen in Norwegen registrierten zwei Detonatioen, so dass von einer Initialexplosion (mit Brand) und einer nachfolgenden Hauptexplosion auszugehen ist. Die letztere zerriss die gesamte Bugpartie, ließ vermutlich die ersten drei Abteilung sofort vollaufen, die nachfolgenden durch geöffnete oder aufgesprengte Schottdurchgänge innerhalb der nächsten Minuten. Nur so ist zu erklären, dass der Rumpf bis zur Abteilung 9 (hier befindet sich die achtere Rettungsluke) vollständig durchgewässert ist. Es gelang der Besatzung, den Reaktor herunterzufahren. Erfolgreiche Rettungsversuche gelang keinem Seemann mehr.
Die Kollision mit einem eigenen oder fremden Überwasser- oder Unterwasserschiff ist aus heutiger Sicht auszuschließen, das
dieses ebenfalls erhebliche Beschädigungen bis zum Verlust der Schwimmfähigkeit davongetragen hätte. Die Koordinierung von westlichen U-Boot-Aktivitäten obliegt der SeaSpace-Zentrale, die die Planquadrate verteilt,
in der sich westliche (Jagd-) U-Boote aufhalten. Es soll damit verhindert werden, dass einerseits mehrere U-Boote sich auf dasselbe Ziel aufschalten und andererseits die Boote bei ihren Aufgaben sich selbst
behindern. Der Aussage der Royal Navy und der US-Navy kann durchaus Glauben geschenkt werden, dass ihre U-Bootskräfte sich zum fraglichen Zeitpunkt nicht unmittelbar im Unglücksgebiet befunden haben. Etwaige
Beschädigungen wären im Nachgang kaum zu verheimlichen.
Quellen:
„Voennye Korabli Rossii 1997-1998“, A. S. Pavlov, Yakutsk 1997
“Warships of the USSR and RUSSIA 1945-1995”, A. S. Pavlov, London 1997
„Weyers Flottentaschenbuch 1999/2001”, Werner Globke, Bonn 2000
„Sowjetische Atom-U-Boote”, A. Antonow, W. Marinin, N. Waljujew, Berlin 1998
„Handbuch der Warschauer-Pakt-Flotten“, Siegfried Breyer,
http://www.bellona.no „Der BELLONA-Report“ (Internet)
http://www.vmk.boom.ru/ships/submarines_all.html
http://www.naval-technology.com/projects/oscar/index.html
Bildquellen:
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